Mittwoch, 18. Mai 2016

Multi Crew Coordination

Bevor es für die ersten von uns ab nächster Woche ins Type Rating nach Frankfurt geht, absolvieren wir momentan unser MCC (Multi Crew Coordination) Training. Dahinter steckt das Erlernen koordinierter Zusammenarbeit im Cockpit zwischen beiden Piloten. Auch wenn wir dies bereits in Ansätzen in den vorherigen Simulator- und Flugphasen üben konnten, gibt es nun zwei entscheidende Unterschiede: Zum einen sitzen wir erstmals im Cockpit eines Airliners, genauer einer Boeing 737-800 – auch, wenn es sich dabei noch um einen Simulator handelt. Zum anderen werden wir bereits jetzt nach den Verfahren der Condor geschult, die uns ab nächstem Monat dann auch im „wahren Leben“ begleiten werden.

So saßen wir dann also vor zwei Wochen im Cockpit einer 737 und versuchten uns einigermaßen zurecht zu finden. Ziel war es, einen Flug von Frankfurt nach Düsseldorf durchzuführen, wobei uns das Flugzeug vollständig abgeschaltet übergeben wurde und in gleichem Zustand auch wieder an seiner Parkposition abgestellt werden sollte. Mit Unterstützung des Instruktors hangelten wir uns in einem definierten „Flow“ durch die Systeme, starteten erstmals einen Jet und standen tatsächlich wenig später an unserem Ziel.
Was uns erstaunt hat ist, wie schnell die Abläufe zur Routine werden, sodass wir uns mehr und mehr auf das Einstreuen von Ereignissen konzentrieren, die später ebenfalls koordiniert ausgeführt werden wollen – wie beispielsweise eine nicht schließende Cargotür oder ein Passagier, der um seinen Anschlussflug bangt. Gerade in den Situationen, wo es durch externe Einflüsse zu Zusatzbelastung kommt, macht es sich bezahlt, das Problem durch konsequente Arbeitsteilung bestmöglich zu lösen. So konnten wir bis jetzt noch jeden simulierten Flug sicher starten und landen.
In einigen Tagen sagen wir nun also „Tschüss, Essen“ und „Hallo, Frankfurt“, von wo wir dann aus dem Type Rating berichten werden.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Nachtflug

Wie in unserem letzten Artikel bereits geschrieben, fliegen wir aktuell auf der zweimotorigen Piper PA 44. In dieser Phase ist auch mindestens eine Stunde Nachtflug vorgesehen, die wir in den letzten Tagen absolvierten und wovon ich euch kurz berichten möchte:
Wie jeder Flug begann auch dieser mit der Flugvorbereitung, doch mussten wir diesmal einige Besonderheiten beachten. Da die vielen Nachtflugbeschränkungen die Flugplanung bei Nacht erschweren, planten wir zunächst eine Route von Essen nach Münster und anschließend eine Route von Münster nach Münster (ohne Zwischenlandung).
Nach dem Start in Essen flogen wir zunächst zum Flughafen Niederrhein, wo wir noch bei Helligkeit einen ILS-Anflug trainiert haben. Danach führte unsere Route über Dortmund und Paderborn mit einem ungewöhnlich großen Umweg nach Münster – dies war nötig, um die erforderliche Stunde Nachtflugzeit zu erhalten. Die Fluglotsen, verwundert über die unkonventionell geplante Route,  boten uns immer wieder Abkürzungen oder Directs zum Flughafen Münster/Osnabrück an. Doch wir blieben bei der geplanten Route und beobachteten, wie es langsam dunkel wurde und die Welt unter uns anfing zu funkeln.
Im Anflug auf Münster sahen wir schon früh die hell erleuchtete Landebahn, konnten aber durch die fehlenden optischen Referenzen schwer abschätzen, wie weit diese noch entfernt war. Noch schwerer war es allerdings, die Höhe abzuschätzen, sodass wir uns komplett auf die Instrumente und die PAPI (Precision Approach Path Indicator: am Boden installierte Anzeige über den richtigen Gleitpfad) verlassen mussten. Auf Anfrage unseres Fluglehrers demonstrierte uns der Lotse auf dem Tower während des Anflugs die verschiedenen Intensitäten der Landebahnbeleuchtung.
Nach dem Crewchange rollten wir über die ebenfalls beleuchteten Rollwege wieder zur Startbahn und verließen Münster in Richtung Hannover. In Flightlevel 80 (8.000ft, rund 2.500m Höhe) passierten wir die Stadt und flogen weiter nach Hamburg, wo uns ebenfalls ein schönes Lichterspiel erwartete. Zum einen der hell erleuchtete Hafen auf der linken Seite, zum Anderen die Hamburger Innenstadt und das Volksparkstadion auf der Rechten. Da ich vor meiner Ausbildung zwischenzeitlich in Hamburg gewohnt habe, war dies für mich ein besonderes Highlight!
Während des gesamten Fluges war es ungewöhnlich still im Funk und als wir uns auf dem Rückflug wieder in einem bereits zuvor durchflogenen Sektor bei Bremen Radar angemeldet haben, wurden wir mit den Worten „D-GTFC, Bremen Radar identified, ihr seid ja immer noch unterwegs“ begrüßt.
Gegen 01:00 Uhr morgens erreichten wir dann wieder unseren Ausgangsflughafen Münster/Osnabrück, wo bereits die nächsten Schüler auf uns warteten, um das Flugzeug dann schließlich einige Stunden später nach Sonnenaufgang wieder in Essen zu landen.