Samstag, 20. August 2016

#JAzuFRA

Liebe Blogleser, mittlerweile sind wir seit Ende Mai in Frankfurt - und die Zeit in Essen ist endgültig abgehakt. Frankfurt wird vorerst für uns alle die Homebase sein, denn hier ist der Hauptstandort der Boeing Flotte. Nun habe ich auch schon die wichtigste Info vorweg genommen: Der CAP 01 macht sein Typerating auf der Boeing 757/767. Das Cockpit der beiden Muster ist nahezu identisch, somit haben wir den Vorteil, nach ausreichend Erfahrung später auf Langstrecke zu gehen. Doch davon in späteren Blogartikeln mehr!
In unseren ersten 2 Wochen wurden wir in umfangreichen Seminaren in der Theorie auf das zukünftige Umfeld vorbereitet. Ich bin Maximilian, und ich möchte euch einen kurzen Einblick in die aufregende Zeit in Gateway Gardens und die Simulatoren geben.
Aufregend ist schon der erste Tag: Nach einer Begrüßung und anschließender Führung durch das Condor Gebäude in Gateway Gardens waren wir stolze Besitzer unseres ersten Firmenausweises bei Condor. Mit ihm wurde nun deutlich: Wir sind kurz vor dem Ziel! Doch gleich nach Rundführungen und Aufsaugen der vielen Eindrücke stand schon das erste von zahlreichen Seminaren auf dem Programm
Über jedes davon könnte man einen eigenen Bericht schreiben, was jedoch den Rahmen sprengen würde. Somit fasse ich die Themen wie Crew Ressource Management, Performance, Safety and Emergency Procedures, Dangerous Goods, Sea Survival, Firefighting und First Aid einfach und im allgemeinen zusammen: Beschäftigt haben wir uns mit den menschlichen Komponenten im Flugzeug, der Art, wie Probleme im Cockpit erkannt, angesprochen und gelöst werden und wie die Schnittstelle zwischen Cockpit, Kabine und Gästen optimal genutzt wird. Auf der eher technischen Seite ging es vor allem darum, wie wir die Leistung des Flugzeuges beim Start einstellen/berechnen, um möglichst schonend und ohne übermäßigen Treibstoffverbrauch den Takeoff machen zu können. Wie wir unsere Start- und Landestrecke berechnen und welche Faktoren die Leistung der Triebwerke einschränken waren ebenfalls Inhalte im Bereich Performance. Wie evakuiert man die Kabine, was macht man, wenn gefährliche Güter an Bord sind, wie öffnet und schließt man die Türen (ohne, dass eine Rutsche dabei ausgelöst wird), wie überlebt man am besten auf See, welches Equipment haben wir dafür an Board, wie löschen wir einen Brand (nicht nur mit den Feuerlöschern), was tun bei einem medizinischen Notfall? Anhand der Beispiele merkt man schnell, dass das eigentliche Fliegen manchmal schon fast zur Nebensache werden kann…
Nach erfolgreichem Abschluss aller Seminare war es so weit: Der große Besuch bei der Kleiderkammer auf der Lufthansa Basis. Hier wurde die komplette Uniform angepasst und bestellt. Ein unvergessliches Ereignis! Aber dann ging es Schlag auf Schlag, und das für uns erste große Highlight begann: Die seit Beginn der Ausbildung ersehnte Simulatorphase! Nachdem wir an der TFC bereits Erfahrungen im MCC auf der Boeing 737 machen konnten, waren wir zwar schon ein bisschen an die Jet-Charakteristiken gewöhnt, jedoch fehlte noch eins: Der 757 Simulator bewegt sich so realistisch, dass man sich gerade am Anfang fragt, ob man nicht etwa doch sogar schon richtig fliegt :-)


Die Simulatorphase teilte sich in 2 große Blöcke auf: die Fixed Base Simulator Phase und die Transition. Man kann sich die Simulator Sessions so vorstellen: Nachdem wir alle Systeme am Computer über mehrere Wochen gelernt haben, sitzen wir anfangs in einem perfekt funktionierenden Flugzeug. Alle Systeme arbeiten ohne Fehler, und normale Flüge werden simuliert und durchgeführt. Hauptaufgabe ist hier die Lücken zu schließen, die durch das vorherige Computertraining noch offen waren. Je mehr Stunden wir aber im Simulator verbrachten, desto mehr Systemausfälle wurden eingebaut. In der Fixed Base Phase waren sie noch verhältnismäßig einfach abzuarbeiten, führten uns aber Schritt für Schritt auf das Reagieren und Beherrschen der sogenannten „Abnormals“ hin, die auf einem Flug auftreten könnten. In der sich anschließenden Transition Phase wurde ein gezielter Fokus auf bestimmte Systeme gesetzt, ständig wurden neue und schwierigere Fehler eingebaut und dadurch die Ansprüche weiter angehoben. Diese Zeit war sehr hart, denn hatte man einen „freien“ Tag, war man am Nachbereiten der letzten Session, am Vorbereiten der nächsten und dem Füllen der Wissenslücken hinsichtlich Systeme, Operations und Procedures. Ohne intensivste Vorbereitung ging da gar nichts.Unsere Checker verlangten ein konstant hohes Niveau, waren im Training knallhart, aber stets fair - und bei der Tasse Kaffee danach stets die sympathischen Condor Kollegen, wie man sie sich vorstellt und denen man gerne begegnet. Alle möglichen Fehler wurden von ihnen in teilweise kürzester Abfolge eingespielt und mussten von uns reaktionsschnell und laut Vorschrift abgearbeitet werden. Auch wenn man hofft, das möge so nie eintreten, ist man dadurch aber am Ende gefühlt perfekt auf das reale Flugzeug vorbereitet. Keine Frage, wie viel Freude über den Erfolg des am Ende bestandenen Checks da aufkam!
Anschließend wurden wir nochmals im Simulator auf das anstehende große Herzschlag-Finale, das erstmalige Fliegen einer echten Boeing 757-300 aus der Condor Flotte vorbereitet. Dieses Abschlusshighlight fand Mitte August in Oostende, Belgien statt. Es gilt in Platzrunden zu beweisen, das Flugzeug sicher starten und vor allem landen zu können. Doch dazu mehr im nächsten Artikel…